Es war einmal anno 1986…….. ein kleiner Kreis von Scheinfelder Frauen. Die stöberten in alten Schriften im Ansbacher Archiv und entdeckten dabei einen höchstinteressanten Artikel, datiert etwa im Jahre 1830. Dort beschrieben ist eine „Scheinfelder Tracht“, wie sie im katholischen Steigerwaldstädtchen seinerzeit getragen wurde.
Schlicht waren die Kleider gehalten aber farbig die Stoffe, die damals die Frauen für ihr Sonntagsgewandt verarbeitet haben. Typisch katholisch eben. Und ob die Frau noch ledig oder bereits vergeben war, erkannte man daran, auf welcher Seite die Schürze gebunden worden war. Als Kopfbedeckung trug man eine Schleifenhaube mit handbesticktem Spiegel.
Die Männer trugen entweder hirschlederne Kniebundhosen oder schwarze Leinenhosen, dunkle Lederschuhe, ein weißes Leinenhemd und darüber eine rote Weste. Bei kühlerer Witterung zog der Herr einen dunkelblauen Gehrock an und am Kopf hatten die Verheirateten einen Schaufelhut, die Junggesellen trugen eine „Zipfelmütze“.
Anhand dieser Beschreibung holten sich die Scheinfelderinnen Schützenhilfe bei der Trachtenberatungsstelle des Bezirks Mittelfranken und begannen, die ersten Frauentrachten zu nähen. Aufwendig war die Scheider- und Näharbeit. Viele Arbeitsstunden unter dem gestrengen Auge der Bezirksbeauftragten waren erforderlich, bis „die guten G‘wänder“ fertig gestellt waren.
Und wenn die Frauen schöne Kleider tragen werden bei den Männern auch Begehrlichkeiten geweckt. Und so kam es eben, dass wenige Jahre später die ersten Männertrachten ebenfalls fertiggestellt waren.
Die Tracht wird in unserer Zeit zu allen kirchlichen Hochfesten und auch zu Stadtfesten und besonderen Anlässen getragen.
Bild: Die Scheinfelder Tracht aus dem Archiv des Bezirks Mittelfranken
10 Jahre später:
Im Kreise der Trachtler steht ein runder Geburtstag an. Man erinnert sich an das eine oder andere Mundartlied, das eingeübt und zum Besten gegeben werden könnte. Der Singkreis der Tracht war geboren. Aus ein paar wenigen Liedern wurde eine ganze Mappe voller fränkischer Noten und da es eigentlich zu schade war, mit diesen Liedern immer nur im eigenen Kreis aufzutreten, dachte man über einen größeren Darbietungsrahmen nach. Es folgten Auftritte bei Mundartveranstaltungen des Arbeitskreises fränkischer Volksmusik. Den größten Wurf jedoch schaffte der Singkreis mit seiner unvergleichlichen „Fränkischen Weihnacht“, die bei allen Auftritten für gefüllte Kirchenräume in der Heimat und weit darüber hinaus sorgt. Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium in der unverfälschten Scheinfelder Mundart, umrahmt von nachdenklichen Texten aus eigener Feder und immer wieder wechselnden Liedern und Weisen aus dem reichem Fundus der Forschungsstelle für Volksmusik bereichern so das kulturelle Leben in Scheinfeld.
Bild: Der Singkreis mit den Altmannshäuser Musikanten in der Scheinfelder Stadtpfarrkirche zur „Fränkischen Weihnacht“
Bild: Fränkische Weihnacht in Buch am Wald 2016
Weitere 10 Jahre später:
Scheinfelder Tracht eng verbunden mit dem Fürstenhaus Schwarzenberg.
Scheinfeld feiert ein großes Stadtfest und als außergewöhnlicher Gast sagt sich hierzu auch s.D. Fürst Karl zu Schwarzenberg an, um einen Vortrag über seine Familiengeschichte höchstselbst mit zu gestalten. Bei dieser Gelegenheit werden erste Kulturkontakte geknüpft und die früheren Verbindungen vom Fürstenhaus zur Scheinfelder Bürgerschaft besprochen. Bürgerwehr und Nachrichtenübermittlung gaben den Anstoß zu einer Überlegung bei den Trachtlern, eine frühere Tradition wieder aufleben zu lassen – das Böllerschießen! Und so wird inzwischen wieder, wie es in den alten Akten des Fürstenhauses nachzulesen ist, „zu allen kirchlichen und bürgerlichen Hochfesten und wenn der Fürst kommt“ mittels Böllerschüssen die Nachricht zu verbreiten. Näheres lesen Sie unter unserer Rubrik „Böllergruppe!
Bild: Die Böllerschützen in Aktion